Adams Händchen

Market Views, 24 Feb 2024

Die Selbstregulierung des Marktes.

Die aktuelle Berichtssaison zeigt, dass 2023 vor allem die großen Unternehmen ihre Margenmacht halten, mitunter sogar ausbauen konnten. Ihre finanzielle Stärke manifestiert sich auch in angekündigten Aktienrückkäufen. Ebendiese Stärke ist es, die das Verbrauchervertrauen in den USA auf mittlerweile 80 Zähler treibt und die Fed zum Haareraufen bringt: Die amerikanischen Konsumenten blicken zuversichtlich auf die nächsten Monate und glauben fest an den wealth of their nation.

Wenn sich alle Akteure an ihrem eigenen Wohl orientieren, führt das zu einer Selbstregulierung von Produktion und (Lebens-)Qualität. So wird Adam Smiths „unsichtbare Hand“ heute gerne interpretiert. Realistischer ist jedoch, dass der schottische Ökonom in einer Ära der Ausbeutung von Fabriksarbeitern und erstem Arbeitskräftemangel eine simple Weisheit formuliert hat: Behandle deine Arbeitskräfte gut und sie bleiben bei dir. Und wenn du ihnen ein attraktives Umfeld bietest, musst du auch keine hohen Löhne zahlen.

Das gilt heute mehr denn je und ist eines der Kernprobleme von Notenbanken und Unternehmen aller Größen: Der sehr enge Arbeitsmarkt (vor allem in den USA und in Japan) sorgt anhaltend für Lohndruck auf die US-Inflationsrate, die dadurch nur langsam sinkt. Die US-Leitzinsen werden daher wohl auch langsamer sinken, als sich das so mancher Analyst wünscht.

Asien hingegen freut sich darüber. Denn so bleibt die shoppingfreudigste Nation der Welt (die USA stellen dzt. 37% der Kaufkraft der Developed Countries) der wichtigste Exportmarkt und damit Treiber für Asiens Start in den neuen Konjunkturzyklus. Und dieser ist die Grundlage für das Wohlstandswachstum der dortigen Bevölkerung. Adams „unsichtbare Hand“ wird heutzutage eben von den USA geschüttelt.

Kaufkraft global; orange = sehr hoch, also besonders relevant
US-Volatilitätsindex VIX

Das war die vergangene Woche

Asien

Japans Q4-BIP enttäuschte (-0,1% statt der erwarteten +0,7%). Positiv bewertet wurde die Handelsbilanz, die deutlich weniger Importe, dafür aber eine kräftige Exportsteigerung verzeichnete. China zeigte sich ebenfalls uneinheitlich (Einzelhandel und Industrieproduktion blieben im erwarteten Bereich), denn viele Analysten hatten mit einer Leitzinssenkung der PBoC gerechnet – der Leitzins blieb jedoch unverändert bei 3,45%. Die Bewertung des Marktes fiel letztlich in Folge des FOMC-Protokolls positiv aus.

Europa

Das Verbrauchervertrauen stieg nur langsam auf nunmehr -15,5 (neutral = 0 Zähler). Mit leicht negativen Tendenzen blickten die deutschen Einkaufsmanager auf die nächsten Monate (PMI für verarbeitendes Gewerbe sank auf 42,3; neutral = 50 Zähler). Im Gegensatz zur gesamten EU, deren Gesamtindex von 47,9 auf 48,9 stieg. Positiv war die weiter fallende Kerninflation. Dass Deutschlands BIP 2023 um -0,2% schrumpfte, war erwartet worden.

USA

Die Unternehmensberichte haben in der vergangenen Woche die US-Börsen, allen voran die NASDAQ, richtig gebeutelt – letztlich gab es aber einen positiven Freitag. Grund dafür war unter anderem eine versöhnlich klingende Fed, deren FOMC-Protokoll die Sorgen vor einer US-Rezession weiter reduziert hat (was nicht als Euphorie der Notenbanker misszuverstehen ist!). Auch Nvidia konnte begeistern und somit die Kurskorrektur des Tech-Sektors beenden.

Was die neue Woche bringt

Die Inflation in Europa fällt, aber leider auch die Unternehmer-Stimmung in Deutschland. In Asien hingegen ist man nach den jüngsten US-Wirtschaftsberichten guter Dinge. Die USA liefern in der kommenden Woche vor allem bestätigende Wirtschaftsdaten und – am Freitag zum Börsenschluss – mögliche Hinweise zur Zinspolitik.

Asien

Japans Inflation sinkt auf 1,8% (zuvor 2,3%), die Kerninflation wird jedoch wohl über 3% bleiben. Der Konsum steigt, passend zur Stimmung im Land, weiter leicht (+2,3%) – bei gleichbleibender Arbeitslosigkeit von 2,4%. Chinas Einkaufsmanager sehen die nächsten Monate noch knapp über den neutralen 50 Zählern.

Europa

Passend zu den Vorwochendaten liegt das Verbrauchervertrauen in Europa auf Vormonatsniveau (-15,5 Zähler; neutral = 0). Positiv wirkt der in Deutschland im letzten Monat gestiegene Konsum (+0,5%) bei konstanter Arbeitslosenrate (5,8%). Damit sinkt der HVPI weiter (2,8% auf Jahressicht). Auch die EU-Inflation fällt auf nunmehr 2,5% – mit einer Kernrate von 2,9%.

USA

Die Auftragslage bleibt überschaubar (+0,1% ggü. dem Vormonat) und das Verbrauchervertrauen ist mit 79,6 Zählern ungebrochen hoch. Richtig wichtig sind das annualisierte BIP (3,3%), die Konsumausgaben (+2,8% ggü. dem Vorjahr). Am Freitag schließt der Markt mit der 5-jährigen Inflationserwartung (unverändert bei 2,9%) und dem Fed-Bericht zur Geldpolitik (hier werden etwas konkretere Hinweise zu möglichen Zinssenkungen erwartet).

Fazit

Die Makrodaten zeigen die konjunkturelle Bodenbildung und damit steigt nun das Zukunftsvertrauen langsam wieder. Folglich sinkt der VIX (US-Volatilitäsindex) erneut auf die spätherbstlichen Werte. Adam Smith hat also wohl wirklich Recht mit seiner Theorie.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Autor: Alexander Putz

Quellen: IWF; finanzen.net

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