Market Views, 30 Dez 2022
2022 war #*$§/(&§%/%
Ich denke, damit spreche ich vielen aus der Seele. Geduld, Hoffnung und Frust lagen selten so nahe beieinander. Nun, die gute Nachricht ist: Das alte Jahr ist vorbei. Wie es 2023 aussehen könnte, haben die Börsen bereits zweimal geprobt. Im Sommer und im Herbst hat es – in beiden Fällen ausgelöst durch die Notenbanken – Erholungsrallys gegeben. Auslöser war im Sommer die Erwartung einer sinkenden Inflation, im Herbst dann ein kräftiger (und alleine gebliebener) Rückgang der US-Inflation (damals auf 7%).
Zum Jahresende einen Ausblick zu schreiben, ist nie einfach. Zumal das aktuelle Marktumfeld die gelernten Kausalitäten ausgehebelt hat. Neue globale Allianzen, neue und längst überwunden geglaubte Problemstellungen sorgen für zusätzliche Komplexität, die auch 2023 nicht weniger werden wird. Dennoch ist die Großwetterlage ganz gut einschätzbar, wenn auch mit zahlreichen „Wenn – Dann“-Einleitungen. 2022 bis 2024 reagieren die Börsen positiv bei schlechten Wirtschaftsnachrichten – diese „neue Mechanik“ hat sich 2022 gezeigt. Ab 2024 sollte die Welt dann aber wieder wie gewohnt funktionieren – aus heutiger Sicht 😉
Das 1. Quartal 2023
Die anhaltende Inflation und die negativen Ausblicke zahlreicher Volkswirte (und YouTuber) sorgen für einen volatilen Jahresanfang. Immer wieder wird es teils hohe Korrekturen (auch nach oben) geben, wenn Unternehmen ihre durchaus robusten 2022er-Ergebnisse präsentieren und für 2023 nur relativieren. Generell wird für 2023 eine Verbesserung erwartet – und diese Hoffnung ist letztlich grün. EUR/USD können zwischen 1,10 und 1,00 schwanken. Diese Schwankung drückt die Erwartungshaltung des Marktes aus, wie sich die beiden Wirtschaftsräume in Relation zueinander entwickeln.
Das 2. Quartal 2023
Das 2. Quartal wird mit gemischten Gefühlen beginnen: Es ist geprägt von geringeren Umsätzen der Unternehmen im Vorquartal und einer Zunahme der geopolitischen Risiken. Im 2. Quartal werden die Notenbanken in den USA und in Europa voraussichtlich ihr jeweiliges Leitzinsmaximum erreicht haben. Das ist die erste von 2 Grundbedingungen für einen nachhaltig soliden Konjunkturaufschwung. Die Börsen werden den Stopp mit einer starken Aufwärtsbewegung beantworten, die sich möglicherweise in das 3. Quartal hinein fortsetzt. Auch anleihengeprägte Anlagestrategien sind ab nun wieder leichter einschätzbar, wenngleich die Bonitätsrisiken noch bestehen bleiben (Aktien laufen der volkswirtschaftlichen Entwicklung vor, Anleihen sind in der Regel näher am aktuellen Marktgeschehen).
Das 3. Quartal 2023
Eine Wiederholung des Sommerhochs von 2022 ist nicht zwingend, aber wahrscheinlich. Auslöser bzw. Verstärker sind die Halbjahresergebnisse der Unternehmen. Diese werden nicht so negativ ausfallen wie befürchtet. Gleichzeitig zeigen die volkswirtschaftlichen Kennzahlen die Abkühlung der Wirtschaft deutlich auf (wichtigste Kennzahl ist die Arbeitslosenrate, die bei einer Erhöhung zu einer Entspannung des Arbeitsmarktes führen wird). Einerseits ist das gut, weil damit die Grundbedingung für eine stabile Senkung der Inflation erfüllt wird, andererseits nährt es die Sorge, dass mögliche Rezessionsszenarien (in Deutschland mit -0,3% und in Italien mit -0,4% erwartet, in den USA befürchtet) länger bleiben und das „soft landing“ der Notenbanken doch eher ernüchternd hart wird. Viel Freude, aber auch viel Skepsis werden für Schwankungen sorgen.
Das 4. Quartal 2023
Nach einem kurzen Dämpfer im Zuge der Quartalsergebnisse nach Q3 werden die Inflationsdaten und die Erwartung für den weiteren Inflationsverlauf die zweite wichtige Grundbedingung für eine stabile Erholung an den Börsen liefern: Das kontinuierliche Absinken der Inflation. Ist diese zweite Bedingung erfüllt, wird die Fed über eine Absenkung der Leitzinsen ab 2024 nachdenken, was vor allem positiv auf den Technologiesektor wirken wird (und möglicherweise auf Krypto-Assets).
Das Gesamtjahr sollte also in Summe positiv verlaufen, auch, wenn es beim Jahresauftakt nicht so aussieht. Die Notenbanken werden auch 2023 die wichtigsten Akteure bleiben. Durch die geänderte Covid-Politik Chinas entspannen sich die Lieferketten weiter und können mit konjunkturbedingt geringerer Nachfrage neu aufgesetzt werden. Die absinkende Konsumnachfrage führt zu sinkender Rohstoffnachfrage und damit letztlich auch hier zu einer Reduktion des Preisdrucks für Produzenten.
Damit wünsche ich allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin erschienen.
Autor: Alexander Putz
Quellen: Grafiken – Internationaler Währungsfonds IMF
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