Das Gfrett mit der Fed.

Market Views, 27 Okt 2023

Halloween came early.

Dass die US-Notenbank nicht gerade happy mit den Makrodaten der USA ist, ist mittlerweile hinreichend bekannt. Die Aussagen der Fed hinsichtlich weiterer geldpolitischer Maßnahmen haben seitdem für ein verfrühtes Halloween an den Börsen gesorgt. Ein Blick auf die Zinsstrukturkurve zeigt jedoch, dass man zwar von einem „higher for longer“, keinesfalls aber von einem „another step“, also einem weiteren Zinsschritt, ausgeht.

Dass die EZB ihren Zinszyklus bereits beendet hat, war keine Überraschung. Die Ankündigung, an den Mindestreserven zu drehen, war für die europäischen Banken wie Chili in der Kürbiscremesuppe. Die Mindestreserven müssen von Banken bei der EZB hinterlegt werden und stellen die Mindestliquidität einer Bank sicher. Wird diese Mindestreserve angehoben, führt das automatisch dazu, dass Kreditvergaben für Großunternehmen restriktiver werden. Letztlich wird dem Markt damit überschüssige Liquidität entzogen.

Inzwischen wird der Ruf nach einer aktiveren chinesischen Notenbank, der PBoC, lauter: Mit einer Inflation um die 0%-Linie und einem schwächelnden Immobiliensektor (der maßgeblich für die BIP-Ziele von Xi ist), wäre eine Zinssenkung der einfache Weg. Aber damit würde China Gefahr laufen, in eine kreditfinanzierte Überhitzung der eigenen Wirtschaft zu geraten. Denn eine steigende Produktionsleistung verlangt nach einem steigenden Käufermarkt – und dieser ist vorerst nicht in Sicht.

Damit bleiben die Notenbanker bei jener Politik, die sie vor einigen Wochen bereits eingeschlagen haben. Die meisten in ruhiger Tonalität, die Fed ein bisschen lauter: Die Kursgewinne seit Jänner sind für die Leitindizes erst mal dahin. Es ist ein Gfrett mit der Fed.

Einkaufsmanagerindex PMI
EU Konjunkturuhr

Das war die vergangene Woche

Asien

Die asiatischen Börsen haben auf die Konjunktursorgen der für Asien wichtigsten Absatzmärkte (USA, Europa) reagiert. Nicht relevant war der Zahlungsausfall der US-Bonds von Chinas Evergrande. Negativ wurde die Zinsentscheidung der PBoC aufgenommen (Leitzins bleibt unverändert bei 3,45%). Am Freitag belastete der Anstieg des Tokio VPI von 2,8% auf 3,3%.

Europa

Das Verbrauchervertrauen in Europa bleibt stabil mit -17,9 Zählern negativ, sinkt jedoch in Deutschland auf nun -28,1 Zähler (neutral = 0). Auch die Einkaufsmanager bleiben mit 45,8 Zählern (neutral = 50) auf leicht pessimistischem Niveau. Lagarde hat im Zuge der EZB-Zinsentscheidung (Leitzins bleibt erwartungsgemäß unverändert bei 4,5%) in ihrem Statement hierzu einmal mehr ihr „higher for longer“ postuliert.

USA

Die Unternehmensberichte fielen durchwegs äußerst positiv aus – sogar Kreditkarten-Unternehmen wie VISA oder MasterCard konnten mit erheblichen Gewinnsteigerungen punkten. Dennoch überwog die Sorge vor dem „what might come from mighty Fed“. Die Zinsstrukturkurve preiste „higher for longer“ mit einem Anstieg der 5-jährigen US-Treasuries (Zinspunkt steigt von 4,66% auf 4,9%) ein, die 5-jährige Inflationserwartung blieb unverändert bei 3,0%. Dementsprechend warnend erhoben war der Zeigefinger von Powell in seiner Begleitrede zum Beige Book-Report (Sicht der Fed auf die Wirtschaftsentwicklung in den USA). Sehr zum Frust der Anleger. Und das, obwohl die PMI-Daten nun über der Neutrallinie liegen (50,9 Zähler), die Auftragslage für langlebige Gebrauchsgüter deutlich anstieg (+5,8% ggü. Vorjahr) und das US-BIP von 2,1% auf 4,9% annualisiert angestiegen ist. Der Arbeitsmarkt bleibt angespannt, wenngleich die Einkommen weniger stark steigen (+0,3% ggü. Vormonat) als die Privatausgaben (+0,7%). Daher: Erneute Kursabschläge für die US-Leitindizes.

Was die neue Woche bringt

Unsicherheiten haben die letzten Wochen bestimmt und erwartungsgemäß die Freude ob der wirklich schönen Q3-Unternehmensergebnisse erheblich gedämpft. In der kommenden Woche gibt es nur ein wirklich relevantes Datum: den 1.11. Denn dann wird sich zeigen, ob die Fed die Zinsen tatsächlich noch einmal anhebt. Die Zinsstrukturkurve sagt nein.

Asien

Japans Einzelhandelsumsätze (steigen um 5,9% ggü. Vorjahr) und Chinas PMI (stabil knapp über den neutralen 50 Zählern erwartet) bewegen Asiens Märkte am 31.10. Das Statement der BoJ zu ihrer Zinspolitik (Leitzins bleibt bei -0,1%) birgt wohl keinen Neuigkeitswert, sehr wohl aber ihre Wirtschaftsprognose. Die Märkte werden sehr stark auf die Fed-Entscheidung reagieren.

Europa

Das deutsche BIP für das Q3 wird mit -0,3% negativ erwartet (Q2 lag noch bei 0%). Das drückt seit Tagen auf die Stimmung in Frankfurt. Dem entgegen steht ein deutliches Sinken der Inflation (der HVPI fällt voraussichtlich von 4,3% auf 3,6%). Dass die Deutschen mit Sorge auf ihre Zukunft blicken, zeigen die rückläufigen Konsumzahlen (zuletzt -1,2% ggü. Vormonat). Auch das EU-BIP für das Q3 wird mit -0,1% negativ erwartet (nach +0,1% im Q2). Die Euro-Inflation sinkt auf 3,4%, die Kernrate voraussichtlich auf 3,5%. „Gute“ Nachrichten bietet der deutsche Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenrate steigt voraussichtlich geringfügig auf 5,8%. Versöhnlich wird nur der Freitag mit der deutschen Handelsbilanz: Diese bleibt komfortabel positiv.

USA

Alle Marktbewegungen werden der Fed-Zinsentscheidung am 1.11. unterworfen. Diese schwebt wie ein bedrohlicher Halloween-Kürbis über den Börsen. Erwartet wird, dass die Leitzinsen bei 5,5% belassen werden, jedoch erheblich an anderen Schrauben der Notenbank gedreht wird (ähnlich wie in Europa). Das könnte zu einem kräftigen Rebounce an den Märkten nach den Feiertagen führen, da dann der Fahrplan klarer wird. Die US-Arbeitslosenrate bleibt mit 3,8% zu gering aus Sicht der Fed. Hier könnte nur eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligtenquote (zzt. 62,8%) helfen. Die PMI-Daten bleiben über der Neutrallinie (über 50 Zählern), besser im Dienstleistungssektor als im produzierenden Gewerbe.

Fazit

Aktuell dominieren Kursabschläge und Unsicherheit. Süßes oder Saures von der Fed – diese Frage wird am 1.11. beantwortet. Potenzial für einen kraftvollen Rebounce danach ist auf jeden Fall vorhanden. Ein echtes Börsen-Halloween.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Autor: Alexander Putz

Quellen: Bloomberg, eurostat

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