Erde 0 : 1 Trump. Wirklich?
Die US-Zollpolitik beschäftigt die Börsen weltweit. Da bleibt für das Thema Nachhaltigkeit kein Platz. Den haben auch die USA in ihrer Wirtschaftspolitik nicht dafür: 31 Umweltvorschriften sollen fallen, darunter auch das Gutachten aus 2009 zur Einschätzung der Gefahr des Treibhauseffekts. Das Ziel ist, dadurch die Kosten für Unternehmen und Verbraucher zu senken und damit „Amerikas goldenes Zeitalter“ einzuläuten, so der neue Chef der US-Umweltbehörde EPA, Lee Zeldin.
Zeldin will Umweltschutz nicht durch umständliche Regeln, sondern mit Innovationen erreichen. Damit bezieht er sich auf Unternehmen, die den Shareholder Value-Ansatz verfolgen: Effiziente, moderne und ressourcenschonende Produktionsprozesse führen zu höheren Margen = happy Anleger. Faire Bezahlung und die Einhaltung von Sozialstandards durch die Unternehmen führen zu geringerer Mitarbeiterfluktuation und damit zu höherer Mitarbeitereffizienz = happy Anleger. Die Einhaltung interner und rechtlicher Vorschriften führt zu weniger Strafverfahren und damit zu weniger Kosten für Rechtsstreitigkeiten = happy Anleger.
Denn all das ist ESG in Wahrheit auch: Ein grünes Mascherl für effizientes, zukunftsweisendes Wirtschaften. In dieser Mundi Oeconomicus, der wirtschaftlich handelnden Welt, würde ESG in der Tat ohne Vorschriften funktionieren. Denn die Eigentümer wären die größten Nutznießer – das ist der Shareholder Value-Ansatz. ABER: In den USA wird dieser Ansatz so verstanden, dass der Unternehmensgewinn maximiert wird – und diesem Gewinn stehen die Kosten für moderne Maschinen, neue Filteranlagen, faire Bezahlung und rechtliche Sauberkeit im Weg.
Investitionskosten werden in den USA daher in nächster Zeit wohl reduziert. Durch die aktuelle Zollpolitik wird der kostengetriebene Innovationsdruck durch ausländische Firmen für US-Unternehmen ebenfalls reduziert. Schade. Denn ESG strebt nicht weniger an, als effizienter (= profitabler) zu wirtschaften. Im Weg steht all dem aber der bürokratische Aufwand – DEN gilt es zu reduzieren. Auch in Europa. Denn der Green Deal der EU ist eigentlich zukunftsweisend.

Was die neue Woche bringt
Die Notenbanken der USA, von GB, Japan und China fällen ihre Leitzinsentscheidungen. Die Diskussion über die Schuldenbremse in Deutschland beschäftigt Europas Anleger. Der Wirtschaftsausblick der Fed jene der USA. Chinas Konsum steigt im Jahresvergleich geringfügig.
Asien
Die Einzelhandelsumsätze in China steigen um +4,0% YoY (zuvor +3,7%). Doch die Industrieproduktion wächst weniger stark um +5,3% YoY (zuvor +6,2%). Die PBoC belässt den Leitzins bei 3,1%. Stark fällt die Handelsbilanz von Japan aus, das seine Exporte um +12,1% YoY steigert und eine entsprechend positive Güterbilanz aufweist. Auch die BoJ belässt den Leitzins unverändert bei 0,5%. Dank der von 3,2% auf 2,9% gesunkenen Kerninflation besteht kein akuter Handlungsdruck für die Notenbank.
Europa
Die Schuldenbremse ist das wichtigste Thema für Europa – denn diese ist mit richtig großen Budgets für Infrastrukturmodernisierung (500 MrdEUR) und Rüstung (weiteres Sonderbudget iHv 200 MrdEUR) verbunden. Die Konjunkturerwartung für Deutschland steigt von 26,0 auf 35,0 Zähler, jene für die EU von 24,2 auf 39,6. Auch das Verbrauchervertrauen steigt (auf nun -12,8 Zähler). Die Kerninflation für die EuroZone wird bei 2,6% bestätigt. Das EZB-Wirtschaftsbulletin zeigt den wirtschaftlichen Ausblick aus Sicht der Notenbank und erlaubt Rückschlüsse auf weitere Zinsschritte.
USA
Die Einzelhandelsumsätze steigen im Februar um +0,7% (ohne Autos um +0,5%). Auch die Industrieproduktion steigt um +0,2% MoM. Zusammen mit dem von 18,1 auf nun 12,1 Zähler gesunkenen Philly-Fed-Herstellungsindex zeigt sich eine vorsichtige Abkühlung der US-Wirtschaft – jedoch weit weg von einer Rezession. Denn dafür ist die Arbeitslosenquote (unverändert 4,0%) viel zu stabil und zu niedrig. Wichtigstes Ereignis ist weniger die Fed-Zinsentscheidung (Leitzinsen bleiben unverändert bei 4,5%), als vielmehr die Wirtschaftsprognose des FOMC hierzu. Die US-Zinsstrukturkurve wird entsprechend angepasst.
Fazit
Die Notenbankentscheidungen sind weniger relevant, die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage durch die Notenbanken hingegen umso mehr. Die Diskussion um die Schuldenbremse beschäftigt Europa – die Lösung dieser Problemstellung wird der Angelpunkt für die Linie der Regierung unter Merz sein. Eine spannende Woche also.
Abkürzungen im Text in alphabetischer Reihenfolge:
– BIP … Bruttoinlandsprodukt
– bps … Basispunkte (100 Basispunkte = 1 Prozentpunkt; eine Notenbank senkt um 25 bps = von 2,75% auf 2,50%)
– EPA … US Environmental Protection Agency (US-Umweltschutzbehörde)
– ESG … Environmental Social Governance
– EU … Europäische Union
– EuroZone … Staaten der EU, die den EUR eingeführt haben
– EUR … Euro
– EZB … Europäische Zentralbank (Notenbank)
– Fed … US-Notenbank
– FOMC … Fed Open Market Committee („Offenmarktausschuss der US-Notenbank Fed)
– HVPI … Harmonisierter Verbraucherpreisindex (statistische Angleichung der nationalen VPI-Auswertungen in der EU)
– ifo … ifo Institut (Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.)
– iHv … in Höhe von
– JOLTS … Job Openings and Labour Turnover Survey (US-Arbeitsmarktstatistik)
– JPY … Japanischer Yen
– M bzw. Y … Monat (month) & Jahr (year)
– Mrd … Milliarde(n)
– MoM … month on month (Veränderung gegenüber Vormonatswert)
– PPI … Produzentenpreisindex (auch Erzeugerpreisindex)
– Q1-4 … Quartal 1 bis 4
– QoQ … quarter on quarter (Veränderung gegenüber Vorquartal)
– US(A) … United States (of America)
– USD … US-Dollar
– VPI … Verbraucherpreisindex
– YoY … year on year (gegenüber Vorjahreswert)
– z.B. … zum Beispiel
– ZEW … Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.
Quellen: EPA Press Office; Bildquelle: pixabay.de; weiterführende Informationen: EPA, EU Green Deal; Wikipedia „ESG“; Wikipedia „Shareholder Value“; PwC Umweltstudie 2025; Fed Philadelphia (Philly-Fed-Herstellungsindex)
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