Die Deutschen raunzen weiter.
Die Konjunktur in Deutschland ist ein zartes Pflänzchen, das sich langsam erholt. Allerdings nur dank des Dienstleistungssektors – der Produktionssektor (allen voran die Industrie) bleibt ein Stimmungsmuffel. Zeitnahe Impulse durch gezielte Wirtschaftspolitik sind seit Langem nötig – und fehlen zumindest bis zur Wahl. Von großen Erwartungen für die Zeit danach ist auch wenig zu spüren. Noch.
Die Konjunkturuhr für Europa zeigt deutlich ein sich verbesserndes Lagebild. Auch die jüngsten PMI-Daten waren (bis auf die Industrie) durchaus im positiven Bereich, wenn auch nicht stark bullish. Lediglich: Bei der Bevölkerung kommt das nicht an. Das liegt zum Teil an der medialen Darstellung, zum Teil auch daran, dass die potenziellen Folgen der angekündigten Wirtschaftspolitik von Trump II sich derzeit noch nicht abschätzen lassen. Einfach, weil es derzeit außer Drohungen noch nichts Konkretes zu fürchten gibt.
Der neue Plan Tumps II, den Ölpreis zu senken, um damit die russische Wirtschaft unter Druck zu setzen, kommt dem energiehungrigen Europa jedenfalls zupass und könnte die kostengeschüttelte Industrie entlasten. Die gedrückte Verbraucherstimmung dämpft derzeit aber noch den Binnenkonsum, was den Inflationsdruck mindert und der Kerninflation weiter entgegenwirkt.
In der aktuellen Lage zeigt sich, wie unterschiedlich Konsumenten mit Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Zukunft umgehen: Die Deutschen bleiben zu Hause, die Österreicher gehen essen (VPI für den Gastronomie-Sektor 6,5%). Raunzen tun beide. Aber die Österreicher haben dabei wenigstens Spaß.

Was die neue Woche bringt
Die Makrodaten aus den USA zeigen solides Wachstum mit einem neutralen Zinssatz um die 4%. Keine Notwendigkeit für die Fed, die Zinsen zu senken. Die BoJ bewertet ihren jüngsten Zinsschritt von vergangener Woche in ihrer jüngsten Prognose am 29.1. Die EZB setzt ihren Zinskurs fort und senkt die Leitzinsen auf 2,75%. Das Zukunftsvertrauen in Deutschland bleibt negativ, damit auch der Konsum. Die Makrodaten sind jedoch besser als die Stimmung – wenn auch auf geringem Niveau.
Asien
Die Einkaufsmanagerindizes für die Sektoren in China nähern sich den neutralen 50 Zählern an – der erwartete fortgesetzte Gegenwind für die Exportwirtschaft zeigt sich im Stimmungsbild (PMI Produktion nun 49,1 Zähler, PMI nicht produzierendes Gewerbe nun 50,2). In Summe sind das jedoch keine überraschenden Zahlen. Japan zeigt Stabilität (Index für wirtschaftliche Aktivität bei 115,4 Zählern, Verbrauchervertrauen bei 36,2 und die Arbeitslosenquote liegt bei 2,5%). Weiterhin negativ ist die Industrieproduktion (zuletzt -2,2% MoM). Der Inflationsdruck bleibt vorerst also aufrecht (Kerninflation bei 2,5%) bei gestiegenem Konsum (+3,2% YoY).
Europa
Die EZB senkt die Leitzinsen um 25 bps auf 2,75%. Damit soll die konjunkturelle Erholung der großen Volkswirtschaften sanft unterstützt werden. Die Makrodaten zeigen eine stabile Lage (unverändert Verbrauchervertrauen mit -14,2 Zählern, wirtschaftliches Vertrauen mit 93,3). Das EU-BIP steigt auf 1,0% YoY, der Geschäftsklimaindex bleibt jedoch weiterhin – vornehmlich wegen der Lage der europäischen Industrie – geringfügig negativ (zuletzt -0,91 Zähler). Die Makrodaten aus Deutschland zeigen ein unverändertes Bild: MoM minimal geringer sind die ifo-Umfragen zur aktuellen Lage (85,4), zu den Geschäftsaussichten (84,0) und der ifo Geschäftsklimaindex (84,6). Die Konsumlaune hält sich daher in Grenzen (Konsum 0,0% MoM) bei stabilem Arbeitsmarkt (6,2% Arbeitslosigkeit). Der HVPI in Deutschland wird leicht gestiegen bei 2,9% erwartet; der nationale VPI liegt jedoch mit 0,0% MoM auf Vormonatsniveau.
USA
Die Auftragslage steigt um 0,8% MoM und der Chicago Einkaufsmanagerindex steigt von 36,9 auf 39,9 Zähler, was sich auch beim Arbeitskostenindex (+1,0% QoQ) zeigt. Die um 0,4% MoM angestiegenen Löhne wurden – typisch für die USA – direkt in Konsum übersetzt (steigt ebenfalls um 0,4% MoM). Das lässt auch den Inflationsdruck für die Kerninflation wachsen (Kerndeflator +0,2% MoM). Die Fed wird in ihrer Zinssitzung am 29.1. voraussichtlich keine Senkung vornehmen und den Leitzins bei 4,5% belassen. Der Immobilienpreisindex nimmt diese Entscheidung vorweg und steigt nur gering um 0,2% MoM. Das annualisierte BIP-Wachstum reduziert sich auf 2,7%.
Fazit
Die Notenbanken setzen ihre Ankündigungen um. Solide sind vor allem die Makrodaten aus den USA, die anderen Volkswirtschaften weisen zumindest Stabilität und langsames konjunkturelles Wachstum auf. Positive Signale sind von der fortgesetzten Berichtssaison zu erwarten.
Abkürzungen im Text in alphabetischer Reihenfolge:
– BIP … Bruttoinlandsprodukt
– BoJ … Bank of Japan (japanische Notenbank)
– bps … basis points (100 Basispunkte = 1,0% nominelle Prozentsatzänderung)
– EU … Europäische Union
– EZB … Europäische Zentralbank (Notenbank)
– Fed … US-Notenbank
– HVPI … Harmonisierter Verbraucherpreisindex (statistische Angleichung der nationalen VPI-Auswertungen in der EU)
– ifo … (deutsches) Institut für Wirtschaftsforschung
– M bzw. Y … Monat (month) & Jahr (year)
– MoM … month on month (Veränderung gegenüber Vormonatswert)
– PMI … Purchasing Managers Index (Einkaufsmanagerindex)
– Q1-4 … Quartal 1 bis 4
– QoQ … quarter on quarter (Veränderung gegenüber Vorquartal)
– US(A) … United States (of America)
– USD … US-Dollar
– VPI … Verbraucherpreisindex
– YoY … year on year (gegenüber Vorjahreswert)
Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.
Quellen: McKinsey; weiterführende Informationen: US Wirtschaftsprognose für die USA
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